Sulcus-Ulnaris-Syndrom (Ulnarisrinnen-Syndrom, Kubitaltunnel-Syndrom)
Das Sulcus-Ulnaris-Syndrom, besser Kubitaltunnel-Syndrom, ist ein Nervenengpasssyndrom eines der drei wichtigen Armnerven (Nervus ulnaris). Der Nervus ulnaris verläuft auf der Kleinfingerseite des Unterarmes und ist in Höhe des Ellenbogens in einer Knochenrinne (Sulcus-Ulnaris-Syndrom) tastbar. Aufgrund der oberflächlichen Lokalisation ist der Nerv extrem empfindlich. Die Region im Bereich des Ellenbogens wird auch als Musikantenknochen oder Musikerknochen bezeichnet. Der Ulnarisnerv hat zwei wichtige Funktionen. Zum einen ist er für die Gefühlsversorgung des 4. und 5. Fingers verantwortlich. Zum anderen dient er als motorischer Nerv für wichtige Teile der Unterarmmuskulatur, der Muskulatur des Daumenballens und des Kleinfingerballens sowie der kurzen Muskulatur der Hand (Finger abspreizen und Finger zusammenführen). In Höhe des Handgelenkes zieht der Ulnarisnerv durch die Loge de Guyon in die Hand.
Inhalte
Ursachen
Die häufigste Ursache für die Entstehung eines Rinnen-Syndroms sind chronische Zug- oder Druckbelastungen des Ellenbogennerven. Weitere Ursachen können Frakturen oder Verrenkungen des Ellenbogengelenkes sein. Seltene andere Gründe können Überbeine (Ganglien), Tumore oder anatomische Varianten der Muskelverläufe sein.
Symptome
Ein häufig auftretendes Symptom des Rinnen-Syndroms ist das Einschlafen des 4. und 5. Fingers. Dieses Einschlafen ist verbunden mit Missempfindungen, oftmals im Bereich der Handkante und des Unterarmes. Bei einem längeren Verlauf oder sehr starken Einklemmungserscheinungen können im Verlauf des inneren Unterarmes und des 4. und 5. Fingers starke Schmerzen auftreten. Im späteren Krankheitsverlauf können durch Muskellähmungen Schwächen im Bereich der Hand und Schrumpfen der Muskulatur mit Kraftlosigkeit festgestellt werden.
Diagnose
Die Diagnosestellung des Rinnen-Syndroms kann wegen der Ähnlichkeit zum Loge de
Guyon-Syndrom schwierig sein. Sowohl beim Rinnen-Syndrom als auch beim Loge de
Guyon-Syndrom können Taubheitsgefühle im Bereich des 4. und 5. Fingers sowie Muskelschwächen der Hand festgestellt werden. Beweisend für ein Rinnen-Syndrom ist die neurologische Untersuchung, die anhand von neurophysiologischen Untersuchungen zwischen Rinnen-Syndrom und Loge de Guyon-Syndrom differenzieren kann. Bei der klinischen Untersuchung fällt oft ein Taubheitsgefühl im Bereich des 5. Fingers und der Innenseite des 4. Fingers auf. Bei fortgeschrittenen Erkrankungen fällt es den Patienten schwer ein Blatt Papier zwischen den gestreckten Fingern zu halten. Im späteren Verlauf erkennt man häufig eine Schwäche der streckseitigen Daumenmuskulatur.
Konservative Therapie
In frühen Stadien oder bei leichter Ausprägung kann durch Vermeidung der auslösenden Ursachen z. B. Zug- oder Druckbelastung der Verlauf gebessert werden. Ähnlich wie bei der konservativen Behandlung des Karpaltunnel-Syndroms gibt es auch nächtliche Lagerungsschienen für das Rinnen-Syndrom. Außerdem kann noch durch lokale Infiltrationen (z. B. mit Kortison) eine Linderung erreicht werden.
Operation
In fortgeschrittenen Fällen oder bei Versagen der konservativen Therapie oder starken Beschwerden sollte eine operative Therapie durchgeführt werden. Hier bieten sich zwei Operationsverfahren an.
Das endoskopische Verfahren und das offene Verfahren.
Kubitaltunnel-Syndrom
Offene Operation
Bei der von uns favorisierten offenen Operationstechnik wird über einen ca. 4-5 cm langen Schnitt im Bereich der Knochenrinne der Nervus ulnaris langstreckig freigelegt. Eine Verlagerung des Nerven ist nur in Ausnahmefällen erforderlich. Der Eingriff wird idealerweise in Vollnarkose durchgeführt. Nur in Ausnahmefällen wird eine Verlagerung des Nerven notwendig sein. Üblicherweise ist eine Ruhigstellung mit einer Gipsschiene oder ähnlichem nicht notwendig. Nach der Operation kann das Nahtmaterial in der Regel nach 12 bis 14 Tagen entfernt werden. Die berufliche Tätigkeit kann in Abhängigkeit von der körperlichen Belastung nach 2-3 Wochen wieder aufgenommen werden. Ggf. sind nach der Operation physiotherapeutische Maßnahmen notwendig. Nach erfolgter Nervenfreilegung kann es viele Monate dauern bis das Gefühl und die Kraft wieder kommt.
Risiken
Zu den aufklärungspflichtigen Risiken einer Kubitaltunneloperation zählen Nachblutungen beziehungsweise Blutergussbildungen, Entzündungen mit Wundheilungsstörungen, Nervenverletzungen mit bleibendem Taubheitsgefühl und /oder Muskellähmung, Bewegungseinschränkung, Schmerzen, verbreiterte oder verdickte Narben, Unverträglichkeitsreaktion auf das lokale Betäubungsmittel, Sudeckkrankheit (bleibende, schwere Funktionsstörungen der Hand mit Versorgungsstörung der Muskeln, Knochenhaut und des Bindegewebes, Schmerzsyndrom), erneutes Auftreten der Veränderung (Rezidiv), bleibende Beschwerden trotz Operation, Lungenembolie und Thrombose.
Narkoseform
Prinzipiell kann ein Rinnen-Syndrom in Regionalanästhesie oder Vollnarkose durchgeführt werden. Wir favorisieren die Durchführung der Operation in Vollnarkose (Intubationsnarkose).